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Erstellt: 2024-02-07
Erstellt: 2024-02-07 11:41
BTS, Blackpink, New Jeans … K-Pop hat die Grenzen Koreas längst überschritten. Mit Platz 1 in den Billboard-Charts und 1,7 Milliarden Aufrufen für Musikvideos erfreut sich K-Pop weltweit großer Beliebtheit. Mit der Expansion des K-Pop-Marktes haben die Agenturen begonnen, ein Vermögen zu verdienen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Idol-Agenturen Geld verdienen. Wenn die ihnen zugehörigen Idols Auftritte absolvieren, erhalten die Agenturen einen Teil des von den Idols verdienten Geldes. Sie veranstalten Konzerte und Auslandstourneen, um Einnahmen aus Ticketverkäufen zu generieren, und werben Mitglieder für Fanclubs, um Mitgliedsbeiträge zu erhalten. Dabei darf man die Einnahmen aus dem Verkauf von Alben nicht vergessen.
Heutzutage hören nur noch sehr wenige Menschen Musik auf CDs, da man sie über YouTube oder verschiedene Musik-Streaming-Dienste abrufen kann. Dennoch veröffentlichen Künstler bei jeder Albumveröffentlichung auch eine physische CD-Version. Die Produktion einer physischen CD ist natürlich mit hohen Kosten verbunden. Wie also überzeugen die Agenturen die Verbraucher, die CDs gar nicht hören, zum Kauf? Welche Strategien wenden sie an?
pixabay
Physische Alben dienen heute nicht mehr primär dem Musikhören. Sie sind schon lange als eine Art Idol-Merchandise etabliert. In Idol-Alben befinden sich nicht nur CDs. Sie enthalten auch Fotocards, Poster, Postkarten, Lesezeichen und andere Dinge, die mit Fotos der Idols bestückt sind, die man nur in diesem Album findet. Da diese offiziellen Merchandising-Artikel nur während des Verkaufszeitraums des Albums erhältlich sind, kaufen K-Pop-Fans fast ausschließlich physische Alben.
Tatsächlich ist diese Gestaltung von physischen Alben eine der Marketingstrategien der Agenturen. Um den Konsum von Alben zu fördern, müssen sie eine attraktive Zusammenstellung bieten, die nicht nur die Kern-Fangemeinde, sondern auch Verbraucher, die sich nur oberflächlich für die Idols interessieren, zum Kauf anregt. Das Problem ist jedoch, dass dieses Marketing die Grenzen überschreitet.
**Problem eins: Zufalls-Goodies**
PLEDIS Entertainment
Fotocards, die in Idol-Alben enthalten sind, werden üblicherweise pro Album nur einzeln beigelegt. Beim Kauf eines Albums erhält man also zufällig eine von 3 bis 4 verschiedenen Fotocards. Aus diesem Grund kaufen viele Fans mehrere Alben, um alle Arten von Fotocards zu erhalten. Bei Solo-Künstlern oder Idols mit einer geringen Anzahl von Mitgliedern ist die Situation etwas besser. Je mehr Mitglieder eine Gruppe hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass Fans Dutzende von Alben kaufen, um die Fotocard ihres Lieblingsmitglieds (‚Choi-ae‘) zu erhalten. Vor einigen Jahren sorgte die Tatsache, dass die Anzahl der Fotocards einer Idol-Gruppe mit über 10 Mitgliedern 200 überschritt, für Kontroversen.
**Problem zwei: Verschiedene Albumversionen**
YES24 Webseiten-Screenshot
Wenn nur die Goodies zufällig sind und die Albumzusammensetzung ansonsten gleich ist, wäre das noch in Ordnung. Doch mittlerweile werden Alben auch in verschiedenen Versionen veröffentlicht. Von einer reduzierten Version mit nur einer CD bis hin zu umfangreichen Versionen, die größer als ein A4-Blatt sind, ist die Auswahl an Albumversionen vielfältiger geworden, was das Sammeln von Goodies für Fans noch schwieriger macht. Während es früher 2 Versionen waren, sind es heute mindestens 4 Versionen. Die Geldbörsen der Fans werden also immer dünner.
**Problem drei: Fan-Signing-Events als Teilnahmebedingung**
YouTube-Suche nach 'Albumkkang'
Das dritte Problem ist vielleicht das gravierendste. Da man durch den Kauf von Alben die Möglichkeit erhält, an Fan-Signing-Events teilzunehmen, ist es fast schon obligatorisch, Dutzende von Alben zu kaufen, um seinen Lieblingsidol persönlich zu treffen. Denn je mehr Alben man kauft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an einem Fan-Signing-Event teilzunehmen. Darüber hinaus sind heutzutage nicht nur persönliche Fan-Signing-Events obligatorisch, sondern auch virtuelle Events. Während der Corona-Pandemie wurde als Alternative zu persönlichen Fan-Signing-Events ‚Yeongtong-Fansse‘ eingeführt, bei dem man für kurze Zeit (1 bis 2 Minuten) per Videoanruf mit den Künstlern sprechen kann. Dadurch haben sich neben den persönlichen Fan-Signing-Events auch virtuelle Fan-Signing-Events und Showcases etabliert, für die jeweils eine separate Teilnahme erforderlich ist. Um sein ‚Choi-ae‘ auf die eine oder andere Weise treffen zu können, muss man an allen Events teilnehmen. Da die Teilnahme an den verschiedenen Events über unterschiedliche Seiten erfolgt, muss man, wenn man an allen Events teilnehmen möchte, die Alben auf den jeweiligen Seiten separat kaufen. Ohne Gewähr auf einen Gewinn, wohlgemerkt.
Dieses mehrfache Kaufen von Alben wird ‚Albumkkang‘ genannt. Sucht man auf YouTube danach, findet man Hunderte von Videos zu diesem Thema.
Eigentlich ist es selbstverständlich, dass Unternehmen Gewinne erzielen wollen, und jeder kann nach seinen Möglichkeiten konsumieren. Warum ist die oben beschriebene Situation also problematisch? Weil sie die Umwelt negativ beeinflusst.
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Alben bestehen aus Plastik, beschichtetem Papier und Verpackungsfolie und verursachen somit erhebliche Umweltprobleme. Alben, die in großen Mengen gekauft werden, um an Fan-Signing-Events teilzunehmen oder bestimmte Fotocards zu erhalten, landen nach Erreichen des Ziels im Müll. Tatsächlich sammelte die Umweltorganisation ‚K-Pop for Planet‘, die sich aus K-Pop-Fans zusammensetzt, gebrauchte Alben und erhielt fast 10.000 Exemplare.
Stone Music Entertainment
Vor dem Hintergrund der aktuellen Umweltprobleme und der zunehmenden Kritik an der Umweltbelastung durch den K-Pop-Markt haben einige Agenturen begonnen, umweltfreundliche Alben herauszubringen. Wenn der Kauf eines Albums in erster Linie auf den Erwerb einer Fotocard abzielt, kann man auch ein ‚Fotocard-Album‘ anbieten, das nur aus Fotocards besteht. Auf der Rückseite der Fotocards befindet sich ein QR-Code, mit dem man die Musik abspielen kann. Allerdings gab es auch Kritik an einigen Agenturen, die nach der Veröffentlichung von normalen Alben noch separate umweltfreundliche Alben herausbrachten und damit Greenwashing betrieben haben sollen.
In Zeiten, in denen viele Unternehmen ESG-Management betreiben, ist es an der Zeit, dass auch die K-Pop-Entertainment-Branche über Umweltaspekte nachdenkt. Um die ‚Albumkkang‘-Kultur, die die Fans finanziell belastet und negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, zu beenden, müssen die Agenturen die Initiative ergreifen.
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